6G – Die „kambrische“ Explosion der Künstlichen Intelligenz

Im Dezember 2022 hat der US-Konzern Qualcomm seine Entwicklungs- und Anwendungsvisionen für die nächste Mobilfunkgeneration 6G der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Papier trägt den Titel Vision, Markttreiber und Forschungsrichtungen auf dem Weg zu 6G. Wie Qualcomm mit 5G jetzt die Weichen für 6G im Jahr 2030 und darüber hinaus stellt. [1]

Warum ist es auch für einen Laien lohnenswert, sich den Inhalt dieses Dokuments mal genauer anzuschauen?

Nun, Qualcomm gehört weltweit zu den Top 5 Halbleiterherstellern und zu den führenden Anbietern von Produkten für die Mobilfunkkommunikation [2],[3]. In diesem Schlüsseltechnologiesegment verfügt das Unternehmen über strategisches Know-how und ist maßgeblich an der Definition der aktuellen und zukünftigen Kommunikationsstandards beteiligt [4],[5]. Branchenkenner wissen schon seit langem, wenn Qualcomm etwas mitteilt, sollte man genauer hinhören.

Gleichzeitig ist Qualcomm auch ein strategischer Partner des WEF (World Economic Forum). In dem Zeitraum 2018 – 2023 haben führende Unternehmensvertreter fünf Vorträge bei den jährlichen WEF-Meetings in Davos gehalten. Beim letzten WEF-Meeting im Januar 2023 waren es sogar zwei Sessions mit dem Fokus auf die digitale Transformation der Gesellschaft [6],[7].

Die Mission des WEF lautet wiederum: Das Weltwirtschaftsforum ist die Internationale Organisation für öffentlich-private Zusammenarbeit. Das Forum engagiert die führenden politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und anderen Führungskräfte der Gesellschaft, um globale, regionale und industrielle Agenden zu gestalten. Man kann also annehmen, dass zumindest einige der 6G-Visionen von Qualcomm maßgeblich die globalen gesellschaftlich-politischen Visionen des WEF beeinflussen werden.

Betrachten wir den Pfad zu 6G zunächst aus historischer Sicht (siehe Abb.1).

Abb.1: Die Entwicklung des Mobilfunks: Mobile has made a leap every ~10 years [8]

Es hat in den 80er Jahren mit der drahtlosen Sprachkommunikation angefangen (1G). In den 90er Jahren wurde die Sprachübertragung digitalisiert (2G). Und seit Anfang des neuen Jahrtausends hat man zunehmend angefangen, auch Daten mobil zu übertragen. Das Zeitalter des mobilen Internets hat begonnen (3G). Mit dem mobilen Internet wurde auch die drahtlose Kommunikation zwischen Maschinen über große Strecken ermöglicht. In den nachfolgenden zehn Jahren wurde diese Tendenz weiter verstärkt und die schnelle Übertragung von großen Datenmengen bis 1 GB/s technologisch ermöglicht (4G).  Der Anteil der Kommunikation zwischen Maschinen stieg in diesem Zeitraum permanent.

Seit Ende der letzten Dekade hat man angefangen, die 5G Technologie weltweit einzuführen. Eine schnelle Übersicht was 5G ist, kann man auf der Seite von Qualcomm unter dem Link Everything you need to know about 5G finden. Hier ein kurzer Auszug: „5G ist das Mobilfunknetz der 5. Generation. … 5G ermöglicht eine neue Art von Netzwerk, das darauf ausgelegt ist, praktisch alle und alles miteinander zu verbinden, einschließlich Maschinen, Objekte und Geräte.“

Mit der Einführung der 5G Technologie wurde die Ära Internet-der-Dinge (IoT) eingeleitet.

Laut aktuellen Statistiken gab es bereits im Jahr 2021 mehr als 10 Milliarden aktive IoT-Geräte. Schätzungen zufolge wird die Zahl der aktiven IoT-Geräte im Jahr 2030 mehr als 25,4 Milliarden betragen [9].

Die rasante Entwicklung und Ausbreitung der mobilen Kommunikation insbesondere in den letzten 20 Jahren hat das Mobilfunknetz in ein sehr komplexes Konstrukt verwandelt. Die Instandhaltung, Überprüfung und Optimierung einer solch vielschichtigen Struktur erfordert jede Menge menschliches und technisches Know-how.

Bereits seit der Einführung der 4G-Technologie wurde dieses Aufgabenspektrum so umfangreich, dass man angefangen hat, Algorithmen und Künstliche Intelligenz (KI) einzusetzen, um die komplexen Zusammenhänge im Mobilfunknetz noch besser zu verstehen [10].

Eine Übersicht zum Thema „Was ist Künstliche Intelligenz?“ findet man hier.

Die sogenannten „Artificial Intelligence (AI)“-Abteilungen der Mobilfunkbetreiber fokussieren sich bereits seit einigen Jahren auf folgende essentielle Aufgaben wie:

  • Überwachung des Netzbetriebes,
  • Optimierung von Netzwartungsarbeiten,
  • Datenanalyse und Vorschläge für optimales Management des Mobilfunknetzes,
  • Standortoptimierung,
  • Dynamische Netzwerk-Selbstoptimierung bei laufendem Betrieb.

Das ist ein bemerkenswerter Schritt. Künstliche Intelligenz wird bei der Bewältigung von essentiellen Aufgaben für die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung von kritischer Infrastruktur weltweit eingesetzt. Der Mensch ist nicht mehr in der Lage, ein Konstrukt, dass er ursprünglich selbst erschaffen hat, allein weiter in Stand zu halten und weiter zu optimieren.

Und das ist nicht alles.

Künstliche Intelligenz und Machine Learning (ML) brauchen viel Rechenpower und große Datenmengen. Aus diesem Grund betrachtet man große Rechenzentren als den traditionellen Einsatzort für die Künstliche Intelligenz. Man spricht in diesem Fall von einer sogenannten Cloud-zentrierten KI [11].

Wie bereits erwähnt, ist mit der Einführung von 5G die Anzahl der vernetzten IoT-Geräte explosionsartig gestiegen. In vielen Anwendungsfällen ist es notwendig, Daten schnell vor Ort an einer Maschine oder in einem Fahrzeug auszuwerten. Man benötigt entsprechende Rechenleistung am Ort des Datenaufkommens. In diesem Fall spricht man von Edge Computing (engl. edge bedeutet Rand).

Mit anderen Worten: Rechenleistung, Anwendungen, Daten und damit zusammenhängende Dienste verlagert man von zentralen Rechenzentren hin zur Anwendung. Dabei gehen IoT und Edge Computing eine besondere Symbiose ein. Ein typisches IoT-Gerät sendet, empfängt und analysiert Daten in einer kontinuierlichen Feedback-Schleife. Analysiert werden die Daten entweder von Menschen oder mit Methoden des maschinellen Lernens. Die sogenannten Edge-Module sind die Daten generierenden Geräte, die Daten erfassen und auswerten. [12]

Die fortschrittlichen Fähigkeiten von 5G ermöglichen einen konstanten und gut koordinierten Datenfluss, um leistungsfähige und zuverlässige KI-Modelle aufzubauen. Parallel dazu werden noch schnellere und leistungsfähigere Prozessoren für den flexiblen Einsatz in Edge-Modulen entwickelt [13].

Abb.2 veranschaulicht, wie man bei der 5G Infrastruktur von einer Cloud-zentrierten KI zu einer verteilten KI übergeht mittels 5G-Netzwerkelementen und teilweise über die Peripheriegeräte im Feld. Man kann sagen, mit 5G beginnt die Verschmelzung zwischen Netzwerk, Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen.

Abb.2: KI und 5G als Basis für mobile IoT-Geräte, die für neue und verbesserte mobile Erfahrungen unerlässlich sind [8]

Und das ist keine technologische Vision – das ist Stand der Technik heute.

„Die leistungsstarke Kombination von 5G und Intelligenz wird Branchen verändern“ schreibt Qualcomm in dem Beitrag „Der Wireless Edge ist der Schlüssel zur Ausschöpfung des vollen Potenzials von 5G. Qualcomm Technologies hat bereits mit der Transformation begonnen“ [14]. Dieses Dokument ist von August 2018 und bietet dem interessierten Leser weitere interessante Details zum Stand der Technik.

Soweit so gut. Nun, wie wird es weitergehen. Laut Qualcomm natürlich mit 6G.

Mehr mobile Verbindungen bringen ein höheres Maß an Intelligenz mit sich, aber sie bedeuten auch einen größeren Bedarf an Skalierung. Damit der Mobilfunk die bestehenden und künftigen Anforderungen der Gesellschaft erfüllen kann, muss die Intelligenz effizient über das gesamte System verteilt werden, von den zentralen Clouds bis zu den Edge-Clouds und zu intelligenten Geräten wie Mobiltelefonen, Computern, Fahrzeugen, Robotern, Wearables und Maschinen [1].

Die mobile Plattform der Zukunft umfasst grundlegende Technologien wie fortschrittliche drahtlose Konnektivität, effizientes verteiltes Computing, allgegenwärtige KI und hochauflösende Sensorik.

Laut Qualcomm wird 6G mehr als nur eine neue Funktechnologie sein. Sie ist als intelligente drahtlose Kommunikationsstruktur gedacht (siehe Abb.3).

Abb.3: Die Integration der KI auf allen Ebenen der 6G Kommunikationsstruktur [1]

Als drahtlose Kommunikationsstruktur wird 6G die Menschen und Dinge miteinander verbinden und den weiteren Ausbau des vernetzten intelligenten Randes unterstützen. Über verbesserte Kommunikationsmöglichkeiten hinaus, wird 6G auch das synergetische Potenzial von KI, integrierter Sensorik und neuen umweltfreundlichen Technologien voll ausschöpfen.

Qualcomm spricht von insgesamt sechs sogenannten Forschungsvektoren, die die Evolution von 5G zu 6G ebnen sollen. Zwei davon sollten für das breite Publikum interessant sein:

  • Technologien für die Verschmelzung von physischen, digitalen und virtuellen Welten,
  • KI-native (basierende) durchgängige Kommunikation, d.h. KI ist von Anfang an integriert.

In dem visionären Dokument sieht Qualcomm drei wesentliche Markttreiber für eine neue Mobilfunkplattform nach 5G.

Markttreiber 1: Gestaltung von 6G zur effektiveren Umsetzung der Ziele von Wirtschaftswachstum und gesellschaftlicher Nachhaltigkeit.

An dieser Stelle orientiert sich Qualcomm strikt an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen. Wie der Beitrag von 6G für die Umsetzung dieser Ziele konkret aussehen soll, bleibt dem Leser vorenthalten. Man belässt es bei allgemeinen Formulierungen und betont, dass ein Ziel von 6G darin bestehen sollte, die Konnektivität (also die Verbindungsfähigkeit) zugänglicher zu machen, unabhängig vom Einkommensniveau oder der geografischen Lage. Weiterhin sollte die vernetze Intelligenz einen weiteren bedeutenden Impuls zum weltweiten Wirtschaftswachstum geben. Und natürlich als oberste Priorität soll 6G einen geringeren CO2-Fußabdruck produzieren. Was denn sonst … Damit wird explizit betont, dass 6G und die AGENDA 2030 in einem direkten Zusammenhang stehen.

Markttreiber 2: Die Verwendung der neusten Entwicklungen in den folgenden Bereichen:

  • Funk- und Hochfrequenztechnologien
  • Netzwerkarchitekturen zu optimaler Skalierung des Einsatzes für verschiedenste Anwendungen
  • Computertechnologien
  • Maschinelles Lernen
  • Materialforschung
  • Energiemanagement
  • Multimedia und Display-Technologien
  • Wahrnehmung und menschliche Schnittstelle

6G soll auf einer Symbiose von modernsten Hochtechnologien basieren, die mittlerweile bis zu der sogenannten „Wahrnehmung und menschlichen Schnittstelle“ reicht. Mit anderen Worten, der Mensch wird zu einem der vielen „intelligenten“ Objekten des vernetzten intelligenten Randes. Dieser „kleine aber feine“ Schritt ist ziemlich passend in der Abb.3 visualisiert.

Marktreiber 3: Ermöglichung verbesserter Erfahrungen und neue Kategorien von Anwendungsfällen.

Qualcomm zeigt einige dieser neuen Kategorien von Anwendungsfällen in der Abb.4.

Abb.4: 6G wird neue und verbesserte Nutzererfahrungen über den vernetzten intelligenten Rand bringen [1]

6G wird die Basis für feste und mobile Breitbandverbindungen mit mehr Kapazität, höherem Durchsatz und geringeren Latenzzeiten liefern. Es wird höchst zuverlässig flächendeckenden Zugang und flächendeckende Versorgung mit einer noch höheren Anzahl von Verbindungen bieten. Man spricht von einer Ultraweiträumigen Konnektivität bis hin zur Mikrokonnektivität. Soll heißen, 6G als intelligente KI basierende Kommunikationsstruktur wird überall vorhanden sein.

Laut Qualcomm wird 6G erweiterte Dienste und neue Anwendungsfälle unterstützen. Vorgesehene Anwendungsfälle beinhalten Hologramm-Telepräsenz, kollaborative Roboter, menschliche Augmentation (technologische Verbesserung des menschlichen Körpers) und digitale Zwillinge, tieferes Eintauchen in die digitalen und virtuellen Welten sowie fortschrittliche Sensorik.

Nur mal zum Nachdenken: Was ist ein digitaler Zwilling?

Laut IBM-Definition ist ein digitaler Zwilling ein virtuelles Modell, das ein physisches Objekt präzise widerspiegeln soll. Das untersuchte Objekt – zum Beispiel eine Windkraftanlage – ist mit verschiedenen Sensoren ausgestattet, die sich auf wichtige Funktionsbereiche beziehen. Diese Sensoren liefern Daten über verschiedene Leistungsaspekte des physischen Objekts wie Energieabgabe, Temperatur, Wetterbedingungen und vieles mehr. Diese Daten werden anschließend an ein Verarbeitungssystem weitergeleitet und auf die digitale Kopie übertragen.

Sobald das virtuelle Modell mit diesen Daten gefüttert worden ist, kann es eingesetzt werden, um Simulationen durchzuführen, Leistungsprobleme zu untersuchen und Optimierungsmöglichkeiten zur Gewinnung wichtiger Erkenntnisse zu generieren. Diese können daraufhin wiederum für das ursprüngliche physische Objekt verwendet werden [15].

Nur das hier Qualcomm von menschlichen digitalen Zwillingen und menschlicher Augmentation spricht!!! Und was man mit tieferem Eintauchen in die digitalen und virtuellen Welten sowie mit fortschrittlicher Sensorik meint, wird in Abb.5 deutlich.

Abb.5: Die Verschmelzung unserer Welten [1]

In den Visionen von Qualcomm wird die komplexe physische Welt im 6G Zeitalter digitalisiert. Der daraus resultierende digitale Zwilling wird sich kontinuierlich weiterentwickeln – durch Standortbestimmung, Sensorik und 3D-Karten, die von einer Vielzahl an Geräten, Kameras und Sensoren erstellt werden. Dem digitalen Zwilling soll somit möglich sein, das Verhalten physischer Systeme zu überwachen, zu entwerfen, zu simulieren, zu analysieren, zu optimieren und vorherzusagen. 6G soll die Möglichkeit für gemeinsame, immersive Erfahrungen wie holografische Konferenzen und virtuelle Zusammenarbeit schaffen (siehe Abb.6).

Abb.6: Digitale Zwillinge und räumliche Datenverarbeitung werden die Zukunft der grenzenlosen erweiterten Realität vorantreiben [1]

Im Zeitalter von 6G bekommt die philosophische Frage von Richard David Precht „Wer bin ich – und wenn ja wie viele?“ eine ganz andere Bedeutung. Und es stellt sich noch eine weitere Frage: „Wer oder was bestimmt, wer oder was ich bin?“

Laut Qualcomm wird KI von Anfang an, ein zentraler Bestandteil des 6G-Systemdesigns sein. KI wird über das Gesamtsystem verteilt sein und autonom in der Cloud, dem Netz und den Geräten über alle Protokolle und Schichten operieren. 6G wird von Daten und Maschinellem Lernen (ML) betrieben (siehe Abb.7).

Abb. 7: Weiterentwicklung des drahtlosen MLs bei 6G [1]

Während zum gegenwärtigen Zeitpunkt das maschinelle Lernen auf der 5G-Netzwerkseite und auf den einzelnen Rand-Geräten unabhängig voneinander läuft, wird bei 6G ein permanenter Austausch über ML-Prozesse auf allen Ebenen stattfinden. Das heißt, dass einzelne Rand-Objekt lernt nicht mehr für sich allein im Rahmen seiner konkreten Umgebung und Aufgabe, sondern tauscht seine Lernerfahrung im Netz und erhält Zugang zu der bereits im Netz vorhandenen „kollektiven“ Erfahrung.

Und wenn man die in diesem Artikel mehrmals verwendeten Schlagwörter „Wahrnehmung und menschliche Schnittstelle“, „menschliche Augmentation und digitale Zwillinge“, „tieferes Eintauchen in die digitalen und virtuellen Welten“ sowie „fortschrittliche Sensorik“ noch einmal in Betracht zieht, ist es nicht schwer zu verstehen, dass dieses Rand-Objekt auch ein Mensch sein kann. Erinnern wir uns, wie IBM den Begriff „digitaler Zwilling“ definiert – „…Die in der virtuellen Welt gewonnen wichtigen Erkenntnisse können daraufhin wiederum für das ursprüngliche physische Objekt verwendet werden“.

Wie weit sind wir von der 6G-Realität entfernt? Ist es vielleicht nur eine technologische Utopie? Auch zu dieser Frage liefert Qualcomm eine ziemlich konkrete Antwort. Diese ist in Abb.8 dargestellt.

Abb.8: Zeitplan für die Standardisierung von 6G [1]

Der kommerzielle Start von 6G ist für 2030 (ca. zehn Jahre nach der Einführung von 5G) geplant.

Zusammenfassend sagt Qualcomm: „Die Welt steht zwar noch ganz am Anfang der Reise zu 6G, aber nach allem, was man hört wird 6G mehr sein als nur eine neue Funktechnologie. Es wird eine neue, intelligente Struktur sein, die nicht nur Menschen und Dinge miteinander verbindet, sondern auch die Skalierung der Intelligenz über Netze und Geräte hinweg an dem vernetzten intelligenten Rand ermöglicht. Zusammen mit neuen KI-, Datenverarbeitungs-, Sensor- und Umwelttechnologien wird 6G seine Reichweite auf jeden Winkel der Erde zu Lande, zu Wasser, in der Luft und darüber hinaus ausdehnen.“ [1]

Abb.9: Wichtige Anwendungsfälle treiben die extremen 6G-Systemanforderungen voran [1]

WER diese intelligente Struktur kontrolliert, DER kontrolliert die Welt.

Nicht zufällig betreibt das Weltwirtschaftsforum weltweit 19 Zentren für die vierte industrielle Revolution. Das Thema 5G/6G ist als Basis der digitalen Transformation der Welt beim WEF sehr hoch angesiedelt, neben der Künstliche Intelligenz als einen der Top 5 Technologietrends für 2023 und darüber hinaus.

Der Gründer und geschäftsführende Vorsitzende des WEF, Klaus Schwab, sagt über sich: „Ich sehe mich fast als Künstler“. „Auf seine sperrige und moralische Art will der Mann die Welt verbessern.“ [16]

Wir sind die einzige wirklich globale Plattform, die verschiedene Entscheidungsträger einbezieht“, sagte er gegenüber dem Handelsblatt. Und weiter sagte er über sich: „Ich bin einer der asozialsten Menschen, die ich kenne[16]. „Er hat einen Gott- Komplex“, schreibt die WELT über ihn [17].

Wie man beim WEF den Einfluss der 4. Industriellen Revolution auf die menschliche Spezies sieht, kann man in der Rede von Yuval Harari „Will the Future Be Human?“ aus dem Jahr 2018 deutlich erkennen.

Sehen wir uns weiterhin an, wie selbstverständlich Klaus Schwab über das Thema Implantate als „menschliche Schnittstelle“ vor laufender Kamera und Publikum spricht:

Pekka Lundmark, CEO des finnischen Telekommunikationsunternehmens Nokia, hat im Jahr 2022 auf dem Weltwirtschaftsforum Davos prognostiziert, dass der kommende Mobilfunkstandard 6G bis 2030 marktreif sein wird. Bis dahin werde jedoch das Smartphone nicht mehr das vorherrschende Mobilfunkgerät sein. „Das Smartphone, wie wir es heute kennen, wird nicht mehr die häufigste Schnittstelle sein“, sagte er. Stattdessen würden künftige Geräte „direkt in unseren Körper eingebaut“ sein. [18]

„Zwar werde das Smartphone weiterhin eine Schlüsselrolle einnehmen, das Tippen auf dem Touchscreen werde zunehmend durch Sprach- und Gestensteuerung ersetzt. Auch würde das Gesundheitswesen völlig revolutioniert werden, da neue Sensoren permanente Überwachung von Körperwerten erlauben. Gehirnsensoren könnten außerdem sogar genutzt werden, um Maschinen zu betätigen.“ [18]

Die Ideen des Transhumanismus lassen grüßen.

So eine Konstellation lässt bei der weltweiten Implementierung und den Einsatz der 6G Technologie nichts Gutes vermuten. Aber wir möchten hier nicht noch eine „Verschwörungstheorie“ ins Leben rufen.

In diesem Zusammenhang fällt mir spontan der Begriff Kambrische Explosion ein. Als Kambrische Explosion wird die enorme Umformung der Tierwelt zu Beginn des Kambriums vor etwa 542 Millionen Jahren bezeichnet. In einem geologisch kurzen Zeitraum von bis zu 50 Millionen Jahren entstanden viele neue Arten und es entwickelten sich die grundlegenden Baupläne vieler mehrzelliger Tierstämme, die seitdem die Erde bevölkern [19]. Allerdings weiß man heute, dass auch vor der Kambrischen Explosion Tiere lebten, zum Beispiel Schwämme oder rätselhafte Organismen ohne Maul oder Magen.

Der Vergleich mag etwas provokativ erscheinen, aber stellt nicht die Einführung von 6G eine Basis für die explosionsartige Ausbreitung der Künstlichen Intelligenz dar?

Kann 6G vielleicht der Katalysator sein, der zur sogenannten „Singularität“ führt, dem Zeitpunkt, ab dem Maschinen intelligenter sein werden als der Mensch?

Kann es sein, dass die menschliche Spezies, so wie wir sie heute kennen, bald das Schicksal mit den einfachen Organismen aus dem Präkambrium teilt?

Epilog

Nun, man sollte das alles vielleicht nicht so negativ sehen. Während du in der 6G-Ära in deiner Smart-Home-Zelle in der dir zugewiesenen 15-Minuten Zone herumlungerst, könnte einer deiner digitalen Zwillinge über den Atlantik fliegen und topgestylt an Business-Netzwerk-Treffen teilnehmen. Gleichzeitig könnte eine weitere digitale Kopie von dir den Himalaya besteigen, natürlich nur unter der Voraussetzung einer positiven Sozialkreditpunkte-Bilanz. Und das alles ohne wertvolles CO2 zu verplempern. Sind das nicht „Gräät Opportunities“?


Quellen (Stand vom 05.02.2023)

[1] Qualcomm, „Vision, market drivers, and research directions on the path to 6G“, ©2022 Qualcomm Technologies, https://www.qualcomm.com/content/dam/qcomm-martech/dm-assets/documents/Qualcomm-Whitepaper-Vision-market-drivers-and-research-directions-on-the-path-to-6G.pdf

[2] WIKIPEDIA, „Qualcomm“, 19.01.2023, https://de.wikipedia.org/wiki/Qualcomm

[3] Technik+Einkauf, „Das sind die größten Halbleiterhersteller weltweit“, Dörte Neitzel, 16.11.2022, https://www.technik-einkauf.de/rohstoffe/kritische-rohstoffe/das-sind-die-groessten-halbleiterhersteller-weltweit-282.html

[4] Qualcomm, „We invent to break the mold, time and again“, ©2022 Qualcomm Technologies, https://www.qualcomm.com/company/about/invention-leadership

[5] Qualcomm, „Qualcomm licensing drives our intelligently connected world forward.“, ©2022 Qualcomm Technologies, https://www.qualcomm.com/licensing

[6] WEF, Davos 2023, „Why 5G fixed wireless access is integral to bridging the digital divide“, Qualcomm, 12.01.2023, https://www.weforum.org/agenda/2023/01/davos23-5g-fixed-wireless-access-bridging-digital-divide/

[7] WEF, Davos 2023, „Why we need to prioritize digital transformation – even in a downturn“, Qualcomm, 16.01.2023, https://www.weforum.org/agenda/2023/01/davos23-digital-transformation-investment-priority-downturn/

[8] Qualcomm, „As 5G launches globally, what comes next?“, ©2022 Qualcomm Technologies, 23.09.2019, https://www.qualcomm.com/news/onq/2019/09/5g-launches-globally-what-comes-next

[9] DataProt, „Internet of Things statistics for 2022 – Taking Things Apart“, Bojan Jovanovic, 20.01.2023, https://dataprot.net/statistics/iot-statistics/#:~:text=In%202021%2C%20there%20were%20more,surpass%2025.4%20billion%20in%202030

[10] BIGDATA INSIDER, „Künstliche Intelligenz optimiert das Mobilfunknetz“, Thorsten Kühlmeyer, 13.02.2018, https://www.bigdata-insider.de/kuenstliche-intelligenz-optimiert-das-mobilfunknetz-a-684639/

[11] netrics, „AI Cloud: Künstliche Intelligenz in der Cloud – Schritt in die Zukunft“, Pascal Schmid, 04.07.2019, https://www.netrics.ch/blog/ai-cloud

[12] BIGDATA INSIDER, „Mobiles Edge Computing – dort rechnen und auswerten, wo Daten anfallen“, Hendrik Härter, 09.02.2022, https://www.bigdata-insider.de/mobiles-edge-computing-dort-rechnen-und-auswerten-wo-daten-anfallen-a-1093861/?cflt=rel

[13] BIGDATA INSIDER, „Edge Computing erlaubt starke KI-Modelle am Netzwerkrand“, Philip Fassing, 21.09.2021, https://www.bigdata-insider.de/edge-computing-erlaubt-starke-ki-modelle-am-netzwerkrand-a-1055983/?cflt=rel

[14] Qualcomm, „Der Wireless Edge ist der Schlüssel, um das volle Potenzial von 5G auszuschöpfen?“, ©2022 Qualcomm Technologies, 29.08.2018, https://www.qualcomm.com/news/onq/2018/08/wireless-edge-key-realizing-full-potential-5g

[15] IBM, „Was ist ein digitaler Zwilling?“, Stand vom 05.02.2023, https://www.ibm.com/de-de/topics/what-is-a-digital-twin

[16] Handelsblatt, „Ich sehe mich fast als Künstler“, Joachim Dorfs, 02.12.2005, https://www.handelsblatt.com/unternehmen/management/klaus-schwab-ich-sehe-mich-fast-als-kuenstler-seite-5/2583826-5.html

[17] WELT, „Er hat einen Gott-Komplex“, Ryan Heath, 18.01.2023, https://www.welt.de/wirtschaft/plus243259687/WEF-in-Davos-Wer-wird-Nachfolger-von-Klaus-Schwab.html

[18] futurezone, „Nokia-Chef prognostiziert Ende der Smartphone-Ära“, 28.05.2022, https://futurezone.at/produkte/nokia-chef-ende-der-smartphone-aera-6g-internet-der-dinge/402023583

[19] BIONITY.COM, „Kambrische Explosion“, © 1997-2023 LUMITOS AG, Stand vom 05.02.2023, https://www.bionity.com/de/lexikon/Kambrische_Explosion.html